Auftakt der Internationalen Sommertagung Tainach 2025

Mit einem eindrucksvollen Eröffnungsvortrag begann am 21. August 2025 die Internationale Sommertagung im Bildungshaus Sodalitas in Tainach. Die ehemalige Europa- und Außenministerin Ursula Plassnik sprach über „Ein neues europäisches Selbstbewusstsein“ – ein Thema, das angesichts geopolitischer Spannungen, gesellschaftlicher Brüche und wachsender Unsicherheiten aktueller kaum sein könnte.

Plassnik zeichnete das Bild eines Europas, das sich seiner historischen Verantwortung bewusst sein müsse, um in einer Welt im Umbruch nicht an Einfluss und Orientierung zu verlieren. Sie plädierte für mehr Klarheit, Mut und Zusammenhalt in einer Zeit, in der die politische und geistige Ordnung zunehmend unter Druck gerät.

Im Zentrum ihrer Analyse standen die großen Herausforderungen: die wachsende Abhängigkeit Europas von globalen Entwicklungen, die Gefahr, „zu bequem zu werden“ und sich im Wohlstand einzurichten, sowie das Schwinden der Fähigkeit, sich selbstbewusst in der Welt zu positionieren. Plassnik warnte eindringlich davor, dass Europa Gefahr laufe, den Anschluss an globale Dynamiken zu verlieren, wenn es nicht entschlossener handle.

Zugleich verwies sie auf die historische Verantwortung Europas: Aus einer Geschichte voller Brüche und Konflikte erwachse eine besondere Pflicht, sich für Frieden, Demokratie und Menschenrechte stark zu machen. Es brauche ein neues Selbstverständnis, das die europäische Idee mit Leben erfülle und die Menschen wieder emotional erreiche. „Europa darf kein Projekt bloß für Funktionär:innen sein“, betonte Plassnik. „Es muss Herz und Verstand ansprechen.“

Das Publikum verfolgte den Vortrag mit großer Aufmerksamkeit – die Mischung aus persönlicher Erfahrung, politischer Analyse und klarer Sprache verlieh der Eröffnung eine besondere Intensität. Moderiert wurde die Session von Europahaus Direktor Marc Germeshausen, der die zentralen Gedanken aufgriff und geschickt den Bogen zu den Leitfragen der Tagung spannte.

Damit setzte die Eröffnung nicht nur einen thematischen, sondern auch einen atmosphärischen Ton für die kommenden Tage: Europa im Umbruch zu begreifen, bedeutet, sich den Herausforderungen zu stellen – und gemeinsam Antworten zu suchen.